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Die geläufige Vorstellung eines Zeitzeugeninterviews charakterisiert sich durch die Anwesenheit eines Zeitzeugen / einer Zeitzeugin vor einem Publikum. Regelmäßig finden solche Veranstaltungen an unserer IGS statt und die Klassen bekommen auf diese Weise die Möglichkeit, mit Zeitzeugen in ein persönliches Gespräch zu treten, um sich über deren Erfahrungen auszutauschen.

Für gewöhnlich berichten die Personen zum Beispiel von ihren Erlebnissen während des Zweiten Weltkrieges, um somit eine Form der Erinnerungskultur zu fördern. Doch was passiert, wenn weitere Jahre vergehen und es keine Überlebenden mehr gibt? Genau dieser Herausforderung hat sich das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 in Frankfurt am Main angenommen und mit einigen Überlebenden des Holocaust / der Shoa Interviews digital aufgearbeitet. Das Ziel dabei ist, auch in Zukunft auf Zeitzeugengespräche zurückgreifen zu können, auch wenn es keine Überlebenden mehr gibt - und zwar auf dem digitalen und vor allem interaktiven Weg.

Die Klasse 9b hat diese Chance am 22.02.2024 wahrgenommen und Frau Nübling, eine Mitarbeiterin des Exilarchivs, in unserer Schule begrüßt. Auf digitalem Weg lernte die Klasse die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher kennen, die heute in Amerika lebt. Zu Beginn lieferte ein kleines Einführungsvideo eine erste Begegnung mit Inge Auerbachers Geschichte. Im Anschluss setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe vorbereiteter Materialien mit den einzelnen Lebensetappen auseinander und formulierten auf dieser Grundlage Interviewfragen. Anders als in gewöhnlichen Zeitzeugengesprächen kamen die Fragen allerdings nicht live in einem Gespräch zum Ausdruck, sondern in Form aufgenommener Videosequenzen, in welchen Inge Auerbacher antwortete. Dafür mussten die Schülerinnen und Schüler nur in ein Mikrofon sprechen, ihre Fragen stellen und auf eine Antwort warten. Da dieses Projekt jedoch noch in den Kinderschuhen steckt, hat man schnell bemerkt, dass noch nicht alles so rund läuft, wie man es sich erhofft und teils aus dem Zusammenhang gerissene Antworten kamen. Nichtsdestotrotz lernte die Klasse im Rahmen des GL-Themas „Nationalsozialismus“ eine von nur noch wenigen Zeitzeugen des Holocaust kennen und half mit der Durchführung zugleich dem Exilarchiv dabei, das Projekt weiter auszubauen, damit auch zukünftig Zeitzeugengespräche - auf digitale Weise - in der Schule erlebt werden können. 

Annika Jücker